Harzer Flottkuchen
Je älter ich wurde, umso intensiver wurde meine Auseinandersetzung mit dem Heimatbegriff.
Ein für meine Generation absolut tabuisiertes Verbundenheitsgefühl mit dem Ort an dem man aufgewuchs, wo man sozialisiert verwurzelt ist.
Bis die Kinder kamen, war diese Wurzel eher eine, die gerade mal so von Erde bedeckt war.
HEUTE reicht diese Wurzel bis ans Grundwasser....und nährt sich über die reiche Geschichte dieses Landstrich, wenn auch ohne Welfenstolz und ähnlich absurde Anwandlungen.
Das was hier angebaut wird...vom Getreide bis hin zur Zuckerrübe, nicht zu vergessen der Braunkohl, die Braunschweiger Mettwurst, Ballbäuschen und Zucker-und Flottkuchen, spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Die Schönheit der Landschaft spiegelt sich für den Niedersachsen nicht selten auf dem Teller wieder. :D
So auch ein Gericht, das sich trefflich dafür eignet bei einem Fussballspiel , vor laufendem Fernseher und hingebungsvollen Couchpotatoes vertilgt zu werden.
Dazu benötigen wir zunächst einmal:
500 gr. Weizenmehl Typ 550 oder 812
20 gr. Bio Frischhefe, zimmerwarm
20 gr. Backmalz
250 gr. Vollmilch
100 gr. Schmalz, weich ( ohne Grieben und so..)
1 Ei ( L)
150 durchwachsener Speck
2 Zwiebeln
12 Salz
Für obendrauf:
300 gr. Kassler- , Braten- , Kochschinken aufschnitt, feingewürfelt
300 gr. fetten Schmand (Flott)
1 Bund gehackte Petersilie
Salz und Pfeffer
Als allerallerallererstes..................befördern wir den feinwürflig geschnittenen durchwachsenen Speck ( neudeutsch heisst das jetzt Bacon) in die heisse Pfanne, sobald sich das Fett davon macht, hüpfen die feinen, kleinen Zwiebelwürfelchen hinterher und lassen sich glasig machen.
Wenn das soweit ist, das die Zwiebel appetitlich duftig und hübsch glasig ist, stellen wir das Ganze zu Abkühlen auf die Seite.
In der zimmerwarmen Milch lösen wir nun die Hefe und das Backmalz und lassen das Gemisch wie üblich erstmal 10 Minuten anspringen.
Derweil sieben wir das Mehl in unsere Rührschüssel, und geben hernach das Milchhefebackmalzgemisch hinein und lassen das Maschinchen für 5 Minuten auf Stufe 1 ankneten, danach folgt das Salz mit einem Satz in unser Teiglein...und wir kneten weitere 7 Minuten bis der Gluten ( das Klebereiweiss im Mehl) gut ausgeknetet ist und der Teig schon glatt und glänzend daherkommt. Nun ruht unser Teig ersteinmal für eine gute Stunde in der Schüssel, gut abgedeckt, damit er nicht wie eine alte Jungfer vertrocknet.
Wir sind nicht müßig, sondern hacken eifrig unser Schinken, Kassler, Bratenzeugs zu ansehnlichen Würfelchen und vermengen diese mit dem Schmand, Salz und Pfeffer.
Nicht vergessen den Ofen auf 200 Grad vorzuheizen.
Ist das Stündchen um, werfen wir Zwiebelchen und Speck in den Teig und verkneten nochmals für zwei bis drei Minuten.
Diesen duftenden Teigballen geben wir nun auf ein Backblech, verteilen es erst einmal mit den Händen und rollen in die Ecken aus. Der Teig sollte überall einen kleinen Rand bilden, damit der Belag keine Chance bekommt sich davon zu machen.
Wir lassen dem Teig , abgedeckt wieder 10 Minuten um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen.
Nun ist die Zeit gekommen, den Belag auf den Teig zu plumsen...und mit einer Palette so zu verstreichen das überall etwas von dem fetten Zeug zu liegen kommt. Der Arzt eueres Vertrauens wird es euch danken.
Hinein damit in den Ofen....für gut 30 Minütchen bei 200 Grad. Nach gut 15 bis 20 Minuten solltet ihr den Belag mit Raumfahrttechnik ( Alufolie) abdecken.
Das schreit nach einem richtigen Bier. Ja kein Herrenhäuser....hier weiss jeder das die Hannoverschen Gäule Mumme saufen und Herrenhäuser pieseln......ja , die Zahl zwischen 95 und 97 wird hier auch nicht ausgesprochen.....da heisst es dann an unseren Schulen 95 + 1. :D
Wir haben also unser Bier und der Flottkuchen schreit....."Hol mich raus" ......und schmeiss die gehackte Silie über den fertigen Flottkuchen.
Einfach nur lecker.
( Aber ein Kurzer zu Verdauung, das muss.....)