mit diesem Brot verbindet sich für mich eine Geschichte.
Im Jahr 1994 musste mein Mann, beruflich, für gut ein Jahr in die Schweiz. Und weil unser Sohn damals noch keine drei Jahre alt war, begleiteten wir , mein Sohn, ich und unsere zwei Hunde ihn dorthin.
Das war für uns eines der schönsten Jahre unseres Lebens.
Wir bewohnten eine kleine, hübsche Wohnung direkt am Waldrand.
Mein Mann ging seinen Aufgaben nach und wir beschäftigten uns, durchforsteten den nahegelegenen Wald, lernten liebenswerte Menschen kennen, die unser Leben durch ihre gastfreundliche Offenheit und Freundschaft bereicherten.
Einer dieser besonderen Menschen war Bea, meine direkte Nachbarin, die so gar nicht meinen durch Johanna Spyri und Barbara Noack vorbelasteten Bild einer Schweizerin passen wollte.
Ich hatte bisher noch niemals einen so weltgewandten und wunderbaren Menschen kennenlernen dürfen. Bea war eine Dame, vom Kopf bis zu Sohle, war sprach- und wortgewandt, gebildet und cosmopolitisch und vollkommen frei von Vorurteilen und mit einem besonderen Humor, der in der Lage war über eine Schwächen zu lachen.
Sie hat mir in dieser Zeit die Sicht auf viele Dinge ermöglicht und durch ihre ansteckende Lebensfreude unseren Aufenthalt bereichert. Sie hat mir Land und Leute nahegebracht.
Über die Jahre hielten wir Kontakt, riefen einander an. Die Zeit verging, meine Tochter wurde geboren. Die Kontakte wurden weniger ab erloschen nie vollkommen.
Bis ich irgendwann feststellte das Jahre vergangen waren ohne das mir das bewusst war...ohne einen Brief, einen Anruf.
Und dann erinnerte ich mich an unser letztes Gespräch, sie fragte nach den Kindern, und erzählte wenig über sich. Ich hatte den Eindruck das sie etwas bedrückte und wollte sie aber nicht bedrängen.
Es waren Jahre ins Land gegangen, ohne das Bea in meinen Gedanken präsent gewesen wäre....nun war sie mit einemal da, und ich versuchte sie auf der alten Telefonnummer anzurufen.
Es gab die Nummer nicht mehr. Ich begann im Internet zu suchen, aber konnte weder sie, noch ihren Lebensgefährten finden. Dann faste ich mir ein Herz und rief im Haus an, hier hatte ich Namen gefunden die mir bekannt im Ohr klangen. Ich erläuterte kurz wer ich war und schon beim zweiten Anruf hatte ich Glück, ich sprach mit jemandem der damals jung verheiratet dort wohnte, in der Wohnung direkt unter uns.
Und die Geschichte die sie mir erzählte wollte mir schier das Herz zerreissen. Meine Freundin Bea war viel zu jung verstorben. Bauchspeicheldrüsenkrebs. Sie wusste das es keine Rettung geben würde und hatte sich noch von allen Freunden verabschiedet.
Und das tat sie auch bei mir und ich habe es einfach nicht ge- und bemerkt.
Es ist mir als hörte ich ihre Stimme, als hörte ich sie lachen...
Bea Seiz
Und nun habe dieses Brot gebacken, denn eines habe ich gerade dort gelernt. Lebensfreude, Freundschaft und Genuss gehen Hand in Hand, gehören zusammen...
St. Galler Ruchbrot nach einem Rezept von Roger Warna
mit minimalen Änderungen.
Zunächst braucht es einen Pâte fermentée aus
240 gr. Ruchmehl ( ich habe hier ein frz. Weizenmehl T80 gewählt)
20 gr. Weizenvollkornmehl
200 gr. Wasser, raumtemperiert
4 gr. Frischhefe
4 gr. Meersalz
Die Hefe im Wasser aufschwemmen, Vollkornmehl und Salz unterrühren, zuletzt das Brotmehl hinzufügen und gut verkneten.
Nun mind. 2 Stunden bei Raumtemperatur anspringen lassen und dann für gut 24 Stunden in den Kühlschrank.
Am nächsten Morgen aus dem Kühlschrank nehmen und Raumtemperatur annehmen lassen.
Nun zum Hauptteig
468 gr. Pâte fermentée
600 gr. Ruchmehl ( ich: frz. Weizenmehl T80)
90 gr. Weizenvollkornmehl
400 gr. Wasser , raumtemperiert
10 gr. Frischhefe
16 gr. Salz
Ich schwemme zunächst die Hefe im Wasser auf, füge dann das Weizenvollkornmehl und den Pâte fermentée hinzu, verrühre alles und lasse es für 5 Minuten anspringen.
Nun folgen Ruchmehl oder Brotmehl, alles für 10 Minuten auf langsamer Stufe vom Küchenbullen verkneten lassen, nun folgt das Salz und eine weitere Runde auf dem Küchenbullen für 5 Minuten auf Stufe 2 bis 3.
Es schliesst sich eine Teigruhe von 90 Minuten bei 28 °C an.
Den Backofen und Stein auf 250 Grad vorheizen.
Nun geht es ans formen und das könnte ein Problem werden. Muss aber nicht.
Auf Roger Warnas Blog findet sich eine wunderbare Fotoanleitung.
Den Teig teilen und jeweils rund schleifen, mit einem Rollholz eine Hälfte flach rollen und über die andere Hälfte schlagen, nun einen jeweil rechts und links eine Flügel rollen und damit die Mitte überschlagen, ( als ob man sich in ein Dreiecktuch einwickelt).
Nach dem Formen max. 10 Minuten entspannen lassen und dann mit einem Mörderschwaden in den Ofen bringen. Nach gut 20 Minuten den Schwaden ablassen und für weitere 30 Minuten bei 230 Grad fertig backen.
10 Minuten bevor man die Brote herausbringt, mit Wasser abstreichen, damit sie einen schönen Glanz bekommen.
Der Duft ist vielversprechend.
Mit Butter und Käse ein Gedicht.....zu diesem Brot passt eigentlich alles.
Wunderbares St. Gallerbrot
so wie ich es erinnere...
viel Spass beim nachbacken und mit dem Gruss der Müller
Glück zu!
Mit Tränen in den Augen las ich Deine Geschichte. Das ist sehr traurig, aber in Deinem Herzen lebt Deine Freundin Bea weiter.
AntwortenLöschenGanz liebe Grüße, Renate
Danke Renate,
Löschensolange wir uns mit Freude im Herzen an die Menschen , die wir lieben erinnern, leben sie in uns , in unserer Erinnerung weiter.
Gruss
von der Mehlkäferin
Deine Gefühle kann ich gut nachvollziehen. Ich hatte auch so eine Freundin, die aus meinem Leben verschwunden ist, meine (zu späten) Nachforschungsversuche sind leider ergebnislos geblieben.
AntwortenLöschenEin schönes Brot, die Mehle leider etwas zu "exotisch" für jemanden, der in den USA lebt :(
Hallo Karin, es ginge auch ein 1050er.
LöschenGruss
von der Mehlkäferin